T3AFO inszenieren ein Klang- und Bilderlebnis, das sich aus den Ambivalenzen unserer Lebenswelt generiert. Das Duo, dass sich aus Mirco Dalos und Christoffer Grunau formiert und dessen Einzelpersonen sich selbst als »Organe« bezeichnen, erhält dabei Unterstützung von einer dritten, nicht sichtbaren Komponente. Dieses »dritte Organ« übernimmt die Rolle einer leitenden Hand, welche die musikalische und visuelle Arbeit führt, um die Grundsubstanzen der Klang- und Bildkunst zu einer Gesamtheit verschmelzen zu lassen.

Das multimedial arbeitende Kunstprojekt unterteilt seine Werkzyklen in »SCENARIOS« und stellt die Kontinuität der Beziehung von Individuum und System durch historisch besetzte Orte, Räume und Ereignisse dar. T3AFO verstehen sich als Teil einer aktiven, lebensbejahenden und schöpferisch geprägten Gedenkkultur, die sich gegen die stark um sich greifende Kultur der Erinnerungstilgung einer postindustriellen, neoliberalen Gesellschaft stellt; einer Gedenkkultur, die Geschichte als Teil der heutigen Gesellschaft integriert anstatt sie als »museale Vergangenheit« zu segregieren. Zur Konzeption gehört deshalb auch die Live-Performances der »SCENARIOS« an den entsprechenden Orten zu inszenieren.

Die Einbeziehung des Publikums als Katalysator ist die konsequente Fortsetzung eines hierarchiefreien Entstehungsprozesses von Bild und Ton. Jeder einzelne Zuschauer erschafft sich durch Aufmerksamkeit für den Moment und Interesse am Erleben seine individuellen Klang- und Bildwelten einer herausfordernden Ästhetik. Zudem hat das Publikum die Möglichkeit über von T3AFO eingerichtetes Instrumentarium ausgewählten Segmenten der Performance eigene Elemente beizusteuern – oder dies zu unterlassen.

Musikalisch von zeitgenössischer elektronischer Musik vieler Couleur und rauer Klanggestaltung inspiriert, erzeugen T3AFO ein Werk, welches den natürlichen Zyklus aus Entstehung und Zerfall wiedergibt. Das audio-visuell verwobene Ganze gebiert sich immer wieder neu aus sich selbst heraus. Das »Entstehen lassen« von Klängen und Bildern ist eminent und allgegenwärtig bei T3AFO – daraus bezieht das Projekt Kraft und Inspiration. Die ästhetische Erschaffung und Zersetzung von Klang- und Filmwelten zu erleben geht weit über den den Rahmen jeder üblichen Konzerterfahrung hinaus. Jedes einzelne T3AFO-Event präsentiert sich als ebenso losgelöst von vorgeformten Erwartungen, wie auch voller Freiheit und Neugier.

Im Jahre 2009 hielten die Multimediakünstler T3AFO Einzug ins Peenemünder Kraftwerk um Quellen für ihr Werk »T3 ι SCENARIO ι 1« zu erschließen. Tote Maschinen sollen visuell zu neuem Leben erweckt werden und dem Rezipienten ein erleb- und erfahrbares Denkmal setzen. Selten ist irgendwo deutlicher die Schaffens- und Zerstörungskraft der Fusion »Mensch / Maschine« zu besichtigen als in der Kraftwerksanlage Peenemünde, welche als Vermächtnis eines gigantomanen Projektes eines totalitären und unmenschlichen Regimes gilt. Heute beheimatet das Gelände das Historisch-Technische Museum Peenemünde, das sich durch Ausstellungen kritisch mit der Frage des »Fortschritts um jeden Preis« auseinandersetzt.

T3AFO, die sich per Konzept der Reflexion des Themas »Maschinenwerdung des Menschen« und der mit ihr einhergehenden strukturellen Gewalt verpflichtet sehen, inszenieren die Ambivalenz dieses Themas an und mit diesem historisch relevanten Ort. Ihr Programm zeigt nicht nur die Zeitlosigkeit von menschlich-maschineller »Konstruktion / Destruktion« in visuell-auraler Schönheit und Schaurigkeit, sondern stellt durch die bildhafte Wiederbelebung der maschinellen Vermächtnisse des Kraftwerks den Bezug zur Gegenwart her. Mehr noch als ausschließlich zur Mahnung wird zur Reflexion des eigenen Standpunktes aufgefordert: »Was hat das Vermächtnis mit der Gegenwart zu tun?«

Wohl berühmteste Figur in der Geschichte von Peenemünde ist der oft eindimensional als »deutscher Weltraumpionier« gepriesene Wernher von Braun. Er gilt für T3AFO als Paradigma des opportunistischen Menschen, dem es um die kompromisslose Erreichung eines bestimmten Zieles geht. Sein wissenschaftlich geprägter Ehrgeiz ließ ihn auch vor einem Eintritt in die Waffen-SS nicht zurückschrecken. Dadurch verantwortete auch er Zwangsarbeit, KZ-System und tausendfachen Tod. Das Kraftwerk in Peenemünde zeugt von dieser Kompromisslosigkeit als Mahnung. Gleichzeitig ist der zeitgenössische Betrachter von heute geneigt, vorrangig wenn nicht ausschließlich den technischen Errungenschaften der Weltraumfahrt zu huldigen.

Zwischen allem besteht die stetige Ambivalenz, in der sich jeder Rezipient bewusst oder unbewusst bewegt. T3AFO setzen genau an dieser Stelle an, um ihr Werk »T3 ι SCENARIO ι 1« entstehen zu lassen.

> Performance »R.01.12« ansehen
> Deutschlandradio Kultur-Interview zu »T3 ι SCENARIO ι 1« und »Welcome To The Fine Machine«

Das Vermächtnis des »KdF-Seebades« Prora offenbart als gigantomanes Bauwerk in seiner erdrückenden Architektur alle wesentlichen Elemente, die einem politischen System von Unterdrückung, Unterwerfung, wirtschaftlicher Ausbeutung und Tod innewohnen. Für die Medienkünstlergruppe T3AFO ist das »KdF-Seebad« gerade in der heutigen Zeit ein monolithisches Mahnmal, das jeden Menschen zur Reflektion inspirieren soll.

Das Schema fremdbestimmter Freizeit und aufgezwungener, scheinbarer Lebensfreude lässt sich auch in heutigen Tagen wiederfinden. Wo einst das »Paradies der Volksgemeinschaft« die Ausprägung einer politischen Diktatur war, setzen heute »Social Media«-Unternehmen und massenmediale Unterhaltungsformate die Gleichschaltung und Kontrolle des Individuums mit dem Ziel der wirtschaftlichen Ertragsmaximierung fort. Der Staat folgt heute als Institution erst im zweiten Glied.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des »T3 ι SCENARIO ι 2« ist das Konzept »Modernisierung als Verleugnung der Vergangenheit«. Das Gedenken an die Geschichte in Prora ist von einer vernachlässigten, historischen Sorgfaltspflicht der Bundesrepublik betroffen. So wurden große Teile des Geländes an Investorengruppen verkauft, die ihrerseits lediglich eine wirtschaftliche Nutzbarmachung und Gewinnmaximierung im Sinne haben. Geschichte droht in Vergessenheit zu geraten – nicht politisch eliminiert sondern ökonomisch aussortiert nach einem entmenschlichten Dogma der Effizienz.

In »T3 ι SCENARIO ι 2« finden das Gelände und die Gebäude des ehemaligen »Kraft durch Freude«-Projektes in visueller Form künstlerisch aufbereitet ihren Platz. Der prinzipielle Ansatz hinter der Interpretation des »KdF-Seebades« Prora durch T3AFO ist das Erfahrbar-machen der Ambivalenz, die dem Ort innewohnt. Die rhythmische Interpretation der Gebäudestrukturen in Ton und Bild transformiert diese von starrer Architektur zu organischer Masse. Das »Verlassen des Virtuellen« hin zu einer konzentriert-sinnlichen Auseinandersetzung ist erklärtes Ziel, dass sich über alle »SCENARIOS« hinweg erstreckt. Dem Rezipienten wird seine eigene Wahrnehmung und Handlungsfähigkeit zugetraut – durch die intensive Dichte des künstlerischen Materials sogar zugemutet.

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Die Geschichte der deutsch-deutschen Grenze im Europa nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Geschichte einer Demarkationsmaschine, errichtet durch Waffengewalt und Unterdrückung, gefestigt durch Angst und Einschüchterung in politischer wie persönlicher Dimension.

Das Unrechtssystem »DDR« als aggressiver Initiator der »Mauer« baut mit ihr seine Gewaltherrschaft aus. Für die Bürger:innen bedeutet dies Freiheitsberaubung, Gängelung, Mord. Trotz wirtschaftlicher und in Teilen gesellschaftlicher Prosperität bleibt eine Nachkriegs-BRD gewissermassen ohnmächtig, den Realitäten eines geteilten Deutschland etwas Wirksames entgegen zu setzen. Dies führt u.a. dazu, dass auch in der BRD einige Akteur:innen versuchen, die deutsch-deutsche Teilung als Status Quo hinzunehmen und die Situation teils wirtschaftlich, teils psychologisch, teils politisch für sich nutzbar zu machen. Somit wirkt die »Mauer« in beide Richtungen in unterschiedlicher Qualität und Intensität, aber mit nachhaltigen Effekten  die eine Betrachtung von möglichen Parallelen geradezu herausfordert.

Dass die deutsch-deutsche Grenze bis zum heutigen Tage in vielen Köpfen auf die eine oder andere Weise besteht, verdeutlicht die Macht und den Einfluss dieses Bauwerks, das eine tiefe Narbe in die Psyche Europas gerissen hat. Bis heute »schweigt« der Todesstreifen und verschwindet allmählich aus dem Bewusstsein jüngerer Generationen, welche die Teilung Deutschlands selbst nicht mehr erlebt haben.

Im »T3  SCENARIO  3« brechen T3AFO das Schweigen, das die ehemalige Grenze wie eine eigene Mauer umgibt. Durch ihre ganz eigene künstlerische Inszenierung des Todesstreifens erschaffen sie für das Publikum eine ganz neue Form, die ehemalige Grenze zu erfahren. T3AFO erzeugen in ihrem multimedialen Werk eine Reflexions- und Interpretationsfläche, in der sich das kritische und neugierige Publikum heute wiederfinden kann.

Die Live-Umsetzung des mit »T3  SCENARIO  3: BO3DE3LINE[D]« betitelten Werkes ist geplant, aber zur Zeit nicht konkret terminiert. Derzeit bestehen jedoch Verhandlung mit der »Gedenkstätte Deutsche Teilung« über die Realisierung eines multi-medialen Projektes zum 50. Jahrestag der Eröffnung der Grenzübergangsstelle Marienborn.

Die U-Boot-Bunkerwerft Valentin in Bremen wirft als Artefakt der Vergangenheit ein helles Licht in die Gegenwart deutscher Rüstungsindustrie. Erbaut von Zwangsarbeitern in der späten Phase des 2. Weltkrieges, sollten hier U-Boote in Serie vom Fließband tauchen, und den ersehnten Endsieg zu See herbeiführen. Die Bauherren verantworteten damit den Tod von über 1.300 Menschen, die während der Baumaßnahmen und in den angeschlossenen Lagern an Unterernährung oder Erschöpfung starben.

Es besteht eine sichtbare Kontinuität zwischen der deutschen Kriegsindustrie zur Zeit des 2. Weltkrieges und den heutigen wirtschaftlichen Interessen deutscher Rüstungsunternehmen. Deutsche Waffen töten überall auf der Welt, damals wie heute. Lediglich die Vorzeichen haben sich verändert: Während früher deutsche Soldaten die Nutzer der Produkte einer außer Kontrolle geratenen Kriegsindustrie waren, soll heute insbesondere das wirtschaftliche Interesse in Form hoher Exportzahlen das Töten relativieren und rechtfertigen.

Das Projekt »T3AFO ι HECKMANN ι SCENARIO ι 4: VALENTIN« bedient sich der Bunkerruine als Quelle für Bewegtbildsequenzen und Klangaufnahmen, um den Bunker in einer – teils konkreten, teils abstrakten – multimedialen Live-Performance von seiner ambivalenten Seite hör- und sichtbar zu machen. Neu für T3AFO ist das Einbinden historischer Dokumente, welche zur Zeit des Baus des Bunkers entstanden sind. Dazu gehören Produktionspläne und Stücklisten maschineller Teile genauso wie Briefe und Tagebucheinträge ehemaliger Zwangsarbeiter. Diese werden in Form einer szenischen Lesung vom Stimmkünstler und Sprecher Martin Heckmann vorgetragen und in die gemeinsame Performance als untrennbarer Teil eingebettet.

Die Inszenierung von »T3AFO ι HECKMANN ι SCENARIO ι 4: VALENTIN« ist für das Frühjahr 2017 im Denkort Bunker Valentin geplant. Der Friedensaktivist und Rüstungskritiker Jürgen Grässlin ist in diesem Rahmen zu einem Vortrag mit Podiumsdiskussion eingeladen.

> Informationen zum Denkort Bunker Valentin

»Welcome To The Fine Machine« – CD / DVD / Paraphernalia Set in Metallbox mit edler Laser-Gravur.

Nach zwei Jahren intensiver Klang- und Bildforschung veröffentlichen die Medienkünstler »T3AFO« am 25. November 2011 europaweit das erste Werk mit dem verheißungsvollen Titel »Welcome To The Fine Machine«.

Eine durch die Künstler getroffene Auswahl von sieben Segmenten aus verschiedenen Klangforschungs-Zyklen der letzten zwei Jahre ist als Audio-CD ebenso enthalten wie ein Konzertfilm auf DVD. Dieser von »T3AFO« durch künstlerische Einflussnahme von der bloßen dokumentarischen Ebene auf ein eigenes Multimedia-Erlebnis gehobene Film wird nach jedem weiteren Event mit neuem Material versorgt. Das außerdem enthaltene Booklet mit dem »T3AFO« Manifest sowie verschiedene Drucksachen machen jedes der handkonfektionierten Exemplare damit zu einem individuellen Kleinod. »T3AFO« laden ein auf ihre ganz individuelle Reise durch die herausfordernd intensiven und schaurig-schönen Ästhetiken ihres Werkes. »Welcome To The Fine Machine«.

Die neueste Edition enthält Material aus der »Westend«-Performance sowie zwei neu gemischte Soundtracks in hochqualitativem PCM Stereo und Dolby® Digital 5.1.

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